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Segeln trotz Corona – darf man das?

Um es vorweg zu nehmen, Segeln ist meiner Meinung nach eine ideale Urlaubsform zum Auftanken, gerade auch in Corona Zeiten! Lebensfreude und Lebensenergie pur, gesund für Körper und Seele. Aber ist das überhaupt erlaubt in diesen Zeiten, und wenn ja, kann man das denn verantworten? Das bin ich öfters gefragt worden im letzten Jahr.

Seitens der Bundesregierung wurde und wird von unnötigen Reisen abgeraten und moralischer Druck auf Urlauber aufgebaut. Auch im sozialen Umfeld ist Reisen oft verpönt – einige meiner Gäste haben sich kaum getraut im Bekanntenkreis zu erzählen, dass sie einen Segeltörn machen. Offiziell war Segeln fast überall immer erlaubt. Außer in harten Lockdown-Phasen in einigen Ländern, wie zum Beispiel in Griechenland.

Als hauptberufliche Skipperin war ich auch im letzten Jahr immer wieder unterwegs. Im Sommer 2020 im Mittelmeerraum und an der Ostsee, und im anschließenden Winterhalbjahr 2020/21 auf den Kanarischen Inseln. Natürlich musste und muss man sich über die jeweils geltenden Bestimmungen zur Einreise informieren, beispielsweise ein entsprechendes negatives Covid-Testergebnis vorweisen. Und gegebenenfalls Flexibilität mitbringen, was die Anreise und die Gestaltung des Törns angeht.

Beim Segeln verbringen wir die meiste Zeit mit unserer Crew an Bord. Wir haben somit eine feste Kleingruppe, in der wir uns maskenfrei und unbeschwert bewegen können. Alle sind in der Regel frisch getestet oder bereits geimpft. Der Großeinkauf wird zu Törn-Beginn erledigt, hier ist meist sogar eine Onlinebestellung im Supermarkt mit Lieferung an den Steg möglich. Tagsüber sind wir immer draußen, meist in der Sonne, und lassen uns eine frische Brise um die Nase wehen. Abends kochen wir oft an Bord, vielleicht auch vor Anker in einer lauschigen Bucht. Oder genießen, sofern geöffnet, die örtliche Gastronomie im Außenbereich.

<h2>Segeln im Lockdown</h2>

Ich denke, neben dem was man tut, ist mindestens genauso wichtig, wie man es tut. Die 100%ige Sicherheit gibt es sowieso bei gar nichts, jede Entscheidung bringt verschiedene Aspekte mit sich. Wie immer ist Eigenverantwortung und vernünftiges Abwägen gefragt . Reisen ist, meiner Meinung nach, mit den geltenden Test- und Hygienevorschriften sehr sicher. Alle Menschen im Flieger sind getestet, Züge sind meist leerer und besser belüftet als innerstädtische öffentliche Verkehrsmittel. Auch die Anreise mit dem eigenen PKW im Transit durch Risikogebiete ist oft möglich.

Auf Lanzarote beispielsweise haben wir uns immer sehr sicher gefühlt, trotz der phasenweise sehr hohen 7-Tage-Inzidenz auf der Insel. Es galt Maskenpflicht überall bei Bewegung im öffentlichen Raum, die Lokale hatten zeitlich eingeschränkt im Außenbereich geöffnet, die Hygienebestimmungen wurden strikt eingehalten. Als Infektionsquellen wurden eher Aktivitäten im privaten Umfeld und am Arbeitsplatz vermutet, nicht der sehr geordnete Besuch der Außengastronomie oder die Seglerszene.

Ich hatte wundervolle Törns, und ich habe mich dabei mindestens so sicher gefühlt wie im Großstadt Alltag in Deutschland. Es war weniger los als sonst in den Segelrevieren, in Marinas und lokaler Gastronomie wurden wir herzlich empfangen. Hygiene und Sicherheit waren überall gegeben. Alle meine Mitsegler*innen haben ihre Segelzeit unglaublich genossen, und auch gesundheitlich profitiert. Sie konnten mal Abstand nehmen von der oft als bedrückend erlebten Atmosphäre im Corona-Winter in Deutschland, und mit frischer Energie wieder nach Hause fahren.

Also: Wenn ihr euch nach Segeln und Tapetenwechsel sehnt, tut es! Seid achtsam und schaut was geht. Mit Umsicht und guter Planung ist immer mehr möglich, als man denkt und als es erst mal scheint.

Monika Lehn, Mitfrau der Seglerinnen, Skipperin und Segelcoach, www.monika-lehn.de